Gedenktag: 16. Mai

Der heilige Alipius wurde in Tagaste, der Vaterstadt des heiligen Augustinus, geboren. Als Augustinus in Karthago seine Schule der Rhetorik eröffnete, wurde Alipius sein bester Freund und blieb es für immer. Zwischen ihnen bestand kein großer Altersunterschied und ihre Charakteranlagen ergänzten sich. Wegen einer Meinungsverschiedenheit zwischen seinem Vater und Augustinus besuchte Alipius zunächst den Unterricht Augustins nicht. Dieser hatte gehört, dass Alipius seine Zeit bei Spielen und im Zirkus vertat. Da er befürchtete, dass Alipius seines Vaters Abneigung teile, gab er ihm zunächst keinen Rat. Nach einiger Zeit kam Alipius doch zu Augustins Vorlesungen. Eines Tages erläuterte dieser im Beisein des Alipius den Text, den er behandelte, an einem Beispiel aus den Zirkusvorstellungen. Er benützte die Gelegenheit, einen vernichtenden Scherz einzufügen, der auf die Liebhaber der Zirkusspiele abzielte. Alipius nahm den Verweis in Bescheidenheit an. Er besuchte die karthagischen Spiele nie wieder und wurde von da an ein enger Freund Augustins.

Alipius teilte auch Augustins Verirrungen auf dem Gebiet der Religion; er wurde zunächst Manichäer, dann Anhänger der neuen Akademie, der Schule des philosophischen Skeptizismus. Er kam mit Augustinus nach Mailand, nahm an der denkwürdigen Unterredung mit Ponticianus teil, bei der sie zum ersten Mal vom heiligen Antonius, vom Mönchtum und vom Kloster des heiligen Ambrosius außerhalb Mailands hörten. Die Unterredung wurde der letzte Anstoß zu Augustins Bekehrung, und Alipius bekehrte sich mit ihm. Mit Augustinus zog er sich nach Cassiciacum, einer ruhigen Ortschaft in den Bergen nördlich von Mailand, zurück. Hier auf einem einsam gelegenen Gut, das ihnen ein Freund zur Verfügung stellte, bereiteten sie sich auf die Taufe vor, die sie gemeinsam von Ambrosius in Mailand während der Osternachtfeier am 25. April 387 empfingen. Als Augustinus nach Afrika zurückkehrte, ging Alipius mit ihm und wurde der Mitbegründer des ersten Klosters in Nordafrika. Später, als Augustinus nach Hippo berufen wurde, begleitete ihn Alipius wieder und wurde so der Reihe nach Mitglied der beiden Gemeinschaften, die sein Freund gründete.

Alipius war der erste, der Augustins originelle und fruchttragende Idee verstand, das Priesteramt und das Klosterleben, miteinander zu verbinden. Priester und Mönche sollten zusammen der Kirche und Gott dienen. So wurde die Gemeinschaft von Freunden auf die höchste Ebene christlichen Lebens emporgehoben, und Alipius war Stiftungsmitglied der Vita Communis zuerst im Bischofshaus in Hippo und später als Bischof von Tagaste. Als Mönch sorgte er für zwei blühende Klöster in Tagaste, eines für Laien, das andere für Kleriker. Als Bischof stand er Augustinus zur Seite, der Wortführer der nordafrikanischen Kirche im Kampf gegen Donatismus und Pelagianismus geworden war. Er erwies sich besonders nützlich während der berühmten Konferenz katholischer und donatistischer Bischöfe zu Karthago im Jahre 411.

Außer der Tatsache, dass er im prokonsularischen Afrika geboren war und Mitglied der augustinischen Gemeinschaft zu Hippo wurde, wissen wir nichts vom Jugendleben des heiligen Possidius. Er war einer der zehn Bischöfe, die die Klostergründung des heiligen Augustinus der Kirche Nordafrikas schenkte. Um 397 wurde Possidius Bischof von Calama in Numidien, einer Diözese, die durch donatistische Parteisucht und heidnischen Widerstand tief zerrissen war. Eng verbunden mit Augustinus im Kampf gegen Häresie, erlitt er persönlich brutale Gewalt bei einem Anschlag, den donatistische Extremisten auf sein Leben machten. Auf der Synode zu Melvi im Jahre 416 lobte Papst Innozenz I. seine energischen Maßnahmen gegen die Pelagianer. Er selbst gründete nach den Grundsätzen des heiligen Augustinus ein Kloster in seiner Bischofsstadt.

Als im Jahre 429 die Vandalen unter König Genserich von Spanien nach Nordafrika übersetzten, unterwarfen sie schnell Mauretanien und die Provinzen des prokonsularischen Afrika. Die befestigten Städte Karthago, Cirta und Hippo konnten ihrem Angriff widerstehen, Calama dagegen wurde zerstört. Possidius fand Zuflucht bei seinem lebenslangen Freund Augustinus. Kurz nach seiner Ankunft starb dieser in seinen Armen, während die Vandalen die Tore Hippos bestürmten. Er selbst starb in der Verbannung im Jahre 437; sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Die Überlieferung berichtet, dass er seine letzten Tage in Italien verbrachte und zu Mirandola starb.

Possidius schrieb die kostbare Vita Sancti Augustini Hipponensis Episcopi und fertigte einen wertvollen Index oder Katalog der Schriften Augustins an.

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
So spricht der Herr: Ich selbst will meine Herde aufsuchen und für sie einen Hirten einsetzen, der sie auf die Weide führt. Ich selbst, der Herr, werde ihr Gott sein.
Ez 34,11.23-24

Tagesgebet
Allmächtiger, gütiger Gott, du hast die Bischöfe Alipius und Possidius, gemeinsam mit dem heiligen Augustinus, zu Dienern deines Wortes und Zeugen des klösterlichen Lebens bestellt. Auf ihre Fürsprache erhalte uns in Wahrheit und Liebe, damit wir deinem Dienst und unserer Berufung treu ergeben bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gabengebet
Herr und Gott, nimm die Gaben deines Volkes an; wir bringen sie dar am Gedenktag der heiligen Bischöfe Alipius und Possidius und vertrauen, dass wir durch sie deine Güte und Hilfe erfahren. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken und am Gedenktag der heiligen Alipius und Possidius deine Größe zu rühmen. Ihr Leben aus dem Glauben ist uns ein Vorbild, die Botschaft ihrer Predigt belehrt uns, ihre Fürbitte erwirkt uns Schutz und Hilfe durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit den Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.
MB II, S. 436f.

Kommunionvers
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben - so spricht der Herr.
Joh 10,10

Schlussgebet
Herr, unser Gott, du hast uns am Gedenktag der heiligen Alipius und Possidius mit dem Leib und Blut Christi genährt. Hilf uns, nach ihrem Beispiel den Glauben, den sie gelehrt haben, zu bekennen und durch gute Werke zu bezeugen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.