Gedenktag: 6. November

Der selige Apostel mahnt uns, über die Entschlafenen, d.h. über unsere lieben Toten, nicht zu trauern wie die anderen, die keine Hoffnung haben, die Hoffnung nämlich auf Auferstehung und ewige Unsterblichkeit. Denn darum nennt die ganze wahre Gewohnheit der Schrift sie Entschlafene, damit wir bei der Bezeichnung Entschlafene in keiner Weise an ihrem Aufwachen zweifeln. Daher singt man auch im Psalm: "Wer einmal daliegt, steht nicht mehr auf" (Ps 41,9). Es herrscht also über die Verstorbenen bei denen, die sie lieben, eine gewissermaßen natürliche Traurigkeit. Vor dem Tod schreckt freilich nicht eine bloße Vorstellung zurück, sondern die Natur. Der Tod würde dem Menschen nicht zuteil werden, wenn nicht als Strafe, der die Schuld vorangegangen war. Wenn deshalb schon die Tiere, die doch so geschaffen sind, dass sie alle zu der ihnen bestimmten Zeit sterben, vor dem Tod fliehen und das Leben lieben, um wie viel mehr ist das beim Menschen der Fall, der so geschaffen wurde, dass er ohne Ende lebte, wenn er ohne Sünde hätte leben wollen?

So sind wir notwendigerweise traurig, wenn uns durch den Tod jene verlassen, die wir leben. Wir wissen wohl, dass sie nicht auf ewig uns, die wir zurückbleiben, verlassen, sondern dass sie uns einige Zeit vorausgehen und wir ihnen folgen werden. Doch wenn der Tod selbst, den die Natur flieht, einen geliebten Menschen entreißt, stimmt er in uns gerade das Empfinden der Liebe traurig. Deshalb hat uns der Apostel nicht gemahnt, nicht traurig zu sein, sondern nicht so wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wir sind also beim Tod der Unseren traurig über den Zwang, sie zu verlieren, aber mit der Hoffnung, sie wieder zu sehen. Durch jenes Geschehen werden wir bedrückt, hierdurch getröstet; dort ergreift uns Kleinmut, hier stärkt uns der Glaube; dort betrübt uns das menschliche Los, hier heilt uns die göttliche Verheißung. Deshalb sind der Prunk bei den Beerdigungen, die Größe der Leichenzüge, der kostspielige Aufwand bei der Bestattung, die Aufstellung ansehnlicher Denkmäler irgendwie ein Trost für die Lebenden, aber keine Hilfe für die Toten. Durch die Fürbitten der heiligen Kirche jedoch, durch das heilbringende Opfer und durch Almosen, die für ihre Seelen gespendet werden, wird ohne Zweifel den Toten Hilfe zuteil. So wird Gott sie mit mehr Barmherzigkeit behandeln, als ihre Sünden verdient haben.

Diese Überlieferung der Väter beobachtet nämlich die ganze Kirche: für sie, die in der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi gestorben sind, betet man, wenn ihrer bei eben diesem Opfer gedacht wird, und wenn man erwähnt, dieses werde auch für sie dargebracht. Wenn vollends um der Anempfohlenen willen Werke der Barmherzigkeit getan werden, wer möchte dann bezweifeln, dass es jenen zur Fürbitte gereicht, für die unsere Gebete nicht umsonst an Gott gerichtet werden? Es kann überhaupt nicht strittig sein, dass solches Tun den Verstorbenen Nutzen bringt, jedoch nur solchen, die vor ihrem Tode so lebten, dass ihnen diese Werke hilfreich sein können. Deshalb dürfen fromme Herzen sich über den Tod ihrer lieben Angehörigen mit heilsamem Schmerz betrüben und über das Todesschicksal tröstliche Tränen vergießen. Schnell möge sie trocknen die Freude aus dem Glauben; denn dieser sagt uns, dass uns die Gläubigen beim Tode nur eine kurze Zeit verlassen und ins bessere Jenseits hinübergehen. Trösten mag uns auch die brüderliche Teilnahme, die man bei der Bestattung an den Tag legt oder den Leidtragenden erweist. Nach Kräften wollen wir Sorge tragen für das Begräbnis und die Errichtung eines Grabmals; denn auch diese Dinge werden in der Schrift zu den guten Werken gezählt.

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
Selig sind die Toten, die im Herrn sterben. Sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Taten gehen mit ihnen.
Offb 14,13

Tagesgebet
Gütiger Gott, du hast Jesus Christus von den Toten auferweckt und ihm als erstem der Entschlafenen das unvergängliche Leben geschenkt. Gib unseren verstorbenen Mitbrüdern und Mitschwestern den Frieden, "den Frieden der Ruhe, den Sabbatfrieden, den Frieden ohne Abend". Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gabengebet
Herr, unser Gott, schau gütig auf unsere Gaben. Nimm unsere verstorbenen Mitbrüder und Mitschwestern auf in die Herrlichkeit deines Sohnes, mit dem auch wir durch das Sakrament der Liebe verbunden sind. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch deinen Sohn Jesus Christus. In ihm erstrahlt uns die Hoffnung, dass wir zur Seligkeit auferstehn. Bedrückt uns auch das Los des sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit. Denn deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen. Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet. Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.
MB II, S. 452f.

Kommunionvers
Dein Leib, Herr Jesus Christus, gibt uns Gemeinschaft mit deinen Heiligen. Schenke den Heimgegangenen die ewige Ruhe in dir.

Schlussgebet
Herr, unser Gott, wir haben das Mahl deines Sohnes gefeiert, der sich für uns geopfert hat und in Herrlichkeit auferstanden ist. Erhöre unser Gebet für die verstorbenen Mitbrüder und Mitschwestern unseres Ordens und führe sie aus dem dunkel zum Licht und aus der Bedrängnis in deinen Frieden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.