Gedenktag: 18. Mai

Obwohl einige französische Augustiner im Rufe der Heiligkeit stehen, ist der selige Wilhelm von Toulouse der einzige, der durch die Kirche selig gesprochen wurde. Als er 1316 19jährig in seiner Heimatstadt bei den Augustinern eintrat, breitete sich unser Orden in Frankreich gerade rasch aus. Diese Blütezeit war dem Einfluss des Ägidius von Rom zu verdanken, des großen Theologen und Erzbischofs von Bourges. Er war ein Freund der königlichen Familie und eine der führenden Persönlichkeiten Frankreichs. In Südfrankreich waren die Neugründungen so zahlreich, dass der Ordensgeneral Jakobus von Orte (1308-1312) die Provinz Provence in zwei Provinzen teilte. 1315 wurde diese Teilung vom Generalkapitel von Padua bestätigt. Wilhelm gehörte zur neuen Provinz von Toulouse.

Da Wilhelm schon 19 Jahre alt war, als er in den Orden eintrat, war er höchstwahrscheinlich in den städtischen Schulen in Toulouse erzogen worden. Wahrscheinlich machte er seine theologischen Studien im "Studium generale" in Toulouse, obwohl wir keine dokumentarischen Aufzeichnungen dafür haben. Wilhelm muss ein vielversprechender Student gewesen sein, denn kurz nach seiner Priesterweihe wurde er an die Universität von Paris geschickt, um sich ein Doktorat in der Theologie zu erwerben. Da wir keine historische Quelle dafür haben, dass er diesen Grad erworben hat und er in den Dokumenten immer Lektor genannt wird, hat er Paris wahrscheinlich schon verlassen, ehe er den vorgeschriebenen Studienkurs beendet hatte. Vermutlich bot das akademische Leben einem Mann, der so einfach und anspruchslos war wie Wilhelm, wenig Anreiz. Als er in seine Heimatprovinz zurückkam, wurde er mit dem Predigtamt betraut und erwies sich bald als gefeierter Prediger, Seelsorger und begeisterter Förderer der Andacht zur schmerzhaften Mutter und des Gebetes für die Armen Seelen im Fegfeuer.

Er starb in Toulouse am 18. Mai 1369, 72 Jahre alt, und wurde im Friedhof des Augustinerklosters beigesetzt. Bald nach seinem Tode hörte man von besonderen Gnaden, die auf seine Fürbitte hin gewährt wurden. Deshalb setzte man seine sterblichen Überreste in der Kirche bei. Auch nach der Aufhebung des Klosters während der Französischen Revolution wurde er noch lange an seinem Grabe verehrt. Im Jahre 1893 bestätigte Papst Leo XIII. diese Verehrung.

Von Wilhelms Schriften haben wir nur eine Abhandlung "Vision der Strafen im Fegfeuer und der Hölle". Es ist zu bedauern, dass uns keine seiner Predigten erhalten ist, die doch so tiefen Eindruck auf seine Zuhörer machten, einen Eindruck, der noch eineinhalb Jahrhunderte nach seinem Tode so lebendig war, dass Nikolaus Bertrand eine kurze Lebensbeschreibung Wilhelms verfasste, die in den Acta Sanctorum (Mai, vol. IV) zu finden ist.

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; du hältst mein Los in deinen Händen. Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. Ja, mein Erbe gefällt mir gut.
Ps 16,5-6

Tagesgebet
Gott, unser Vater, du hast den seligen Wilhelm von Toulouse berufen, die Botschaft Jesu zu verkünden, und ihm wahre Frömmigkeit und Liebe zu den Notleidenden geschenkt. Lehre auch uns, aus der Kraft deines Wortes zu leben und Werke der Liebe zu tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gabengebet
Gütiger Gott, du hast dem seligen Wilhelm die Kraft gegeben, den alten Menschen der Sünde abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen, der nach deinem Bild geschaffen ist. Erneuere auch uns nach deinem Bild und stärke uns, damit wir dir wohlgefallen und das Opfer der Versöhnung würdig feiern. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und in den Heiligen deine Gnade zu rühmen. Inmitten der Kirche berufst du Menschen, sich Christus zu weihen und mit ganzer Hingabe das Himmelreich zu suchen. In ihnen offenbarst du deinen Ratschluss, uns Menschen die ursprüngliche Heiligkeit neu zu schenken und uns schon jetzt mit Freude an den Gütern der kommenden Welt zu erfüllen durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit.
MB II, S. 438f.

Kommunionvers
So spricht der Herr: Ihr, die ihr alles verlassen habt und mir nachgefolgt seid, werdet ein Vielfaches dafür bekommen und das ewige Leben gewinnen.
Mt 19,27-29

Schlussgebet
Allmächtiger Gott, du hast uns durch dieses Sakrament gestärkt. Lehre uns, nach dem Beispiel des seligen Wilhelm dich vor allem zu suchen und als neue Menschen in dieser Welt zu leben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.