Gedenktag: 3. Februar

Der selige Stephan Bellesini wurde am 25. November 1774 zu Trient geboren. Die Bellesini gehörten zu einer alteingesessenen Familie dieser alten und berühmten Stadt und lebten in gutbürgerlichen Verhältnissen.

Schon als Knabe besuchte Stephan öfters das Augustinerkloster seiner Vaterstadt, in dem sein Onkel, P. Fulgentius Meichenbeck, viele Jahre lang Prior war. Als er sich für das Ordensleben entschied, wählte er deshalb auch die Augustiner und empfing 1790 im Alter von 16 Jahren den Ordenshabit. Nach seinem Noviziatsjahr im berühmten Augustinerkloster San Giacomo Maggiore zu Bologna berief ihn der Ordensgeneral zum Studium der Philosophie nach Rom. Nach Beendigung dieses Kurses kehrte er zum Studium der Theologie nach Bologna zurück. Er war ein begabter und fleißiger Student, denn er wurde zum "Defendente" ernannt, ein Titel, der Studenten verliehen wurde, die man einer akademischen Laufbahn für fähig hielt.

Kurz vor seiner Priesterweihe besetzte Napoleon Bonaparte Bologna. Alle Ordensleute, die nicht geborene Bürger der päpstlichen Staaten waren, erhielten den Befehl, in ihre Heimat zurückzukehren. So musste Stephan nach Trient zurückkehren. Am 29. Oktober 1797 wurde er zum Diakonat zugelassen und eine Woche später wurde er zum Priester geweiht.

Nicht lange danach hoben die Franzosen die Klöster Tirols auf. Eine kurze Weile durfte Stephan noch im Kloster wohnen, aber dann musste er in seinem Vaterhaus Zuflucht suchen. Eine Zeitlang war er eifrig als Prediger tätig, dann aber veranlasste ihn seine Liebe zu den Armen, eine Schule für arme Kinder in seinem Elternhaus einzurichten. Er zog so viele Schüler an, dass er nach größeren Klassenzimmern suchen musste. Manche Berichte behaupten, dass zwischen vier- und fünfhundert Kinder seine Schule besuchten. Auf jeden Fall fand seine Erziehungstätigkeit solchen Anklang, dass er, als die österreichische Regierung die Verwaltung von Trient wieder übernahm, zum Direktor aller Elementarschulen im Distrikt von Trient ernannt wurde. Die Statuten, die er für diese Schulen schrieb, blieben sogar über seinen Tod hinaus in Kraft.

Stephan war ein Mann, dessen Tätigkeit von Erfolg gekrönt war. Deshalb wurden ihm auch manche Ehren zuteil, darunter auch das Angebot einer Kanonikerpfründe an der Kathedrale von Trient. Im Geiste aber blieb er treuer Augustiner. Sobald er hörte, dass in den päpstlichen Staaten wieder Klöster erlaubt waren, nahm er sofort während der Herbstferien des Jahres 1817 seinen Weg nach Bologna. Doch das regelmäßige und friedliche Leben im Kloster zu Bologna sollte ihm nicht lange vergönnt sein; denn der Ordensgeneral Settimo Patelli rief ihn nach Rom und ernannte ihn zum Novizenmeister. 1821 wurde das Noviziat von Rom nach Città della Piave verlegt, und Stephan blieb fünf Jahre dort.

Im Jahre 1826 führte der Generalprior Giuseppe Mistretta mit der Billigung Papst Leos XII. das vollkommen gemeinschaftliche Leben im Kloster von Genazzano ein. So war es selbstverständlich, dass das Noviziat in dieses Haus verlegt und mit ihm auch der Novizenmeister dorthin versetzt wurde. Fünf Jahre später übernahm Stephan auch das Amt des Pfarrers von Genazzano. Er erfüllte seine Pflichten mit einem Eifer, der das geforderte Maß weit überschritt. Ohne Rücksicht auf sich widmete er sich dem körperlichen und seelischen Wohl seiner Pfarrkinder und gab in einer Flecktyphusepidemie des Jahres 1840 buchstäblich sein Leben für seine Herde.

Das Leben dieses bescheidenen, aber musterhaften Augustiners kann großenteils aus seinen Briefen ersehen werden, die uns erhalten sind. Anfang dieses Jahrhunderts wurden einige Briefe in einem Antiquariat in Krakau entdeckt und für das Archiv des Augustinerklosters in Münnerstadt erworben.

Stephan starb am 2. Februar 1840 und wurde am 27. Dezember 1904 selig gesprochen. Sein Heiligsprechungsprozess wurde 1946 eingeleitet.

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe.
Joh 10,11

Tagesgebet
Gott, unser Vater, du hast den seligen Stephan Bellesini berufen, der Jugend ein vorbildlicher Erzieher und den Gläubigen ein unermüdlicher Förderer der Marienverehrung zu sein. Auf seine Fürsprache mache uns fähig, dort in der Kirche mitzuarbeiten, wo unsere Hilfe erwartet wird. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

1. Lesung
1 Petr 5,1-7

Ruf vor dem Evangelium
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben für die Schafe.
Joh 10,14-15

Evangelium
Mk 9,33-37

Gabengebet
Gütiger Gott, am Gedenktag des seligen Stephan Bellesini legen wir unsere Gaben auf den Altar. Gib auch uns die Kraft, uns ganz in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und in den Heiligen deine Gnade zu rühmen. Inmitten der Kirche berufst du Menschen, sich Christus zu weihen und mit ganzer Hingabe das Himmelreich zu suchen. In ihnen offenbarst du deinen Ratschluss, uns Menschen die ursprüngliche Heiligkeit neu zu schenken und uns schon jetzt mit Freude an den Gütern der kommenden Welt zu erfüllen durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit.
MB II, S. 438f.

Kommunionvers
Wenn wir im Lichte leben, wie er im Licht ist, dann haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von jeder Sünde.
1 Joh 1,7

Schlussgebet
Allmächtiger Gott, die heilige Speise schenke uns neue Kraft, damit wir nach dem Vorbild des seligen Stephan Bellesini in diesem Liebesgeheimnis das Zeichen der Einheit und das Band der Liebe erkennen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.