Gedenktag: 23. April

Geboren 1396 entstammte Helena einer adeligen Familie aus Udine in der Provinz Friaul im Nordosten Italiens. Im Alter von 15 Jahren wurde sie einem Ritter namens Antonio dei Cavalcanti zur Frau gegeben. Es war eine glückliche Ehe, und sie führte 25 Jahre lang das Leben einer adeligen Dame, war Mutter einer großen Familie und Herrin eines großen Haushaltes. Der plötzliche Tod ihres Gemahls war für sie ein schwerer Schlag. Sie schnitt ihre Haare ab und legte sie ihm mit ihren Juwelen in den Sarg mit den Worten: "Ich habe sie aus Liebe zu dir getragen. Nimm sie mit ins Grab!"

Ihre Lebensführung erhielt nun eine neue Richtung, als sie an den Konferenzen des Augustiners Angelo von Severino teilnahm. Sie entschloss sich, dem Dritten Orden des heiligen Augustinus beizutreten und sich Werken der Nächstenliebe, dem Gebet und der Buße zu widmen. Sie ließ ihre prachtvollen Kleider in Messgewänder umändern und verkaufte ihre Schmuckstücke zur Unterstützung der Armen, die sie regelmäßig besuchte.

In den Acta Sanctorum finden sich zwei Lebensbeschreibungen Helenas. Die frühere und längere, die Übersetzung eines italienischen Originals, erzählt von ihren außerordentlichen aszetischen Übungen. 18 Jahre lang, so berichtet sie, habe sie ganz auf Fleisch, Eier und Milch verzichtet. Ihre einzige Nahrung waren Wurzeln, Brot, das mit Asche bestreut war, und Wasser, das oft mit Galle vermischt war. Sie quälte ihren Körper mit verschiedenen Bußwerkzeugen, um Sühne zu leisten für die Ergötzung, die sie früher bei Festlichkeiten und Tanz und an eleganter Kleidung gefunden hatte. Mit Erlaubnis ihres Seelenführers machte sie das Gelübde ewigen Stillschweigens, von dem sie sich nur am Weihnachtsabend entband.

Diese Abtötungen wurden von quälenden Leiden begleitet, die ihr Biograph den Ränken des Teufels zuschrieb. Sie hörte laute Geräusche, war oft zum Selbstmord versucht, und manchmal fand man sie auf dem Boden liegend, mit Striemen bedeckt oder mit einem gebrochenen Fuß. Auf ihrem Weg zur Kirche wurde sie einmal ins Wasser gestoßen. Sie arbeitete sich wieder heraus und wohnte trotz ihrer durchnässten Kleider der Messe bei. Der ungewöhnliche Grad dieser Abtötungen und Leiden kann nur mit einem gewissen Vorbehalt aufgenommen werden. Ihr Biograph folgte einer im Mittelalter sehr beliebten Art, ein Heiligenleben darzustellen. Der mittelalterliche Hagiograph hatte kein Interesse, ein Heiligenleben nüchtern und objektiv zu beschreiben. Sein Hauptziel war Erbauung, seine Hauptmittel dazu Wunder, Heldentaten und Abtötung, siegreiche Kämpfe mit dem Teufel oder auffällige Tugenden. Das Bild, das wir erhalten, ist trotz Verzerrung oder Übertreibung einzelner Umstände das einer großen heiligen Frau, die sich Gott ganz hingab.

Helena starb im Alter von 62 Jahren am 23. April 1458. Sie ist in der Ordenskirche der heiligen Luzia in Udine begraben. Die Menschenmengen, die sich zu ihrem Sarge drängten, begründeten einen Kult, der nie aufhörte. 1858 wurde ihre Verehrung von der Kirche bestätigt.

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
Seht die Frau, die mit Weisheit ihr Haus erbaut; sie fürchtet den Herrn und wandelt auf geradem Weg.
Vgl. Spr 14,1-2

Tagesgebet
Gütiger Gott, du hast der seligen Helena ein waches Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus kannte und verehrte. Auf ihre Fürsprache gib auch uns den Geist deiner Liebe und leite uns an, zu helfen, wo unsere Mitmenschen in Not und Bedrängnis sind. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gabengebet
Allmächtiger Gott, sieh gnädig auf die Gaben, die dein Volk zu Ehren der seligen Helena darbringt, und schenke uns in diesem Opfer Segen und Heil. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken und das Werk deiner Gnade zu preisen. Denn in den Heiligen schenkst du der Kirche leuchtende Zeichen deiner Liebe. Durch das Zeugnis ihres Glaubens verleihst du uns immer neu die Kraft, nach der Fülle des Heiles zu streben. Durch ihre Fürsprache und ihr heiliges Leben gibst du uns Hoffnung und Zuversicht. Darum rühmen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit.
MB II, S. 432f.

Kommunionvers
So spricht der Herr: Wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Mt 12,50

Schlussgebet
Barmherziger Gott, am Gedenktag der seligen Helena haben wir deine Gabe empfangen. Tilge unsere Schuld durch die Kraft dieser Speise und stärke uns durch deine Hilfe. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.