Fest: 13. November

Wir wollen nun - soweit der Herr uns seine Hilfe leiht - sehen, was die Heiligen tun werden in den unsterblichen geistigen Leibern, wenn ihr Fleisch dann nicht mehr fleischlich, sondern schon geistig lebt. Wie freilich dieses Tun oder, besser gesagt, wie ihre Ruhe, ihre Muße beschaffen sein wird: wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich weiß es nicht. Ich habe es ja noch nie mit leiblichem Sinn gesehen. Würde ich aber sagen, ich hätte es mit dem Verstand, mit geistiger Einsicht gesehen: was wäre das? Was ist schon unsere Einsicht gegenüber solch einer überragenden Vortrefflichkeit? Denn dort ist "der Friede Gottes, der", wie der Apostel sagt, "alle Vernunft übersteigt" (Phil 4,7). Und was kann das für eine Vernunft sein, wenn nicht unsre und wahrscheinlich auch die der heiligen Engel? Nicht aber die Gottes! Wie groß wird diese Seligkeit sein, in der es kein Übel mehr geben wird, kein Gut verborgen bleiben wird und jeder sich dem Lobpreis Gottes widmen wird, der alles in allem sein wird! Denn was sonst noch andres dort geschehen soll, wo wir nicht in Trägheit ruhen und nicht aus irgendeiner Not zu arbeiten haben werden, weiß ich nicht. Daran gemahnt mich auch das heilige Lied, in dem ich lese oder das ich höre: "Selig, die in deinem Hause wohnen, Herr, die dich allezeit loben" (Ps 84,5). Alle Glieder des unvergänglichen Leibes und ebenso alle seine inneren Organe, die hier auf Erden ihren bestimmten Zwecken und Bedürfnissen zu dienen haben, werden einzig den Lobpreisungen Gottes dienen, denn dort wird keinerlei Bedürfnis mehr bestehen, sondern volle, gewisse, sichere und immerwährende Seligkeit. Dort wird auch der wahre Friede sein, weil keiner von sich selbst oder von einem andern wird Widriges zu erdulden haben. Gott wird der Lohn der Tugend sein, er, der die Tugend verliehen und sich selbst als Lohn ihr verheißen hat, das Beste und Größte, was es geben kann. Denn was ist es anderes, was er durch den Propheten gesagt hat: "Ich bin euer Gott, und ihr seid mein Volk" (Lev 26,12), wenn nicht: Ich werde das sein, woran sie sich sättigen, ich werde alles das sein, was die Menschen rechtmäßig verlangen können: Leben, Gesundheit, Nahrung, Reichtum, Ruhm, Ehre, Friede und jegliches Gut? So nämlich wird auch das richtig verstanden, was der Apostel sagt: "Damit Gott herrscht über alles in allem" (1 Kor 15,28). Er wird das Endziel unseres Sehnens sein, er, der ohne Ende geschaut, ohne Überdruss geliebt und ohne Ermüden gepriesen werden wird. Dieses Geschenk, diese Regung und diese Tätigkeit werden zusammen mit dem ewigen Leben in der Tat allen gemeinsam sein.

aus: Hl. Augustinus, Der Gottesstaat XXII, 29 und 30

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
Die Heiligen stehn vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und er, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt aufschlagen über ihnen.
Vgl. Offb 7,15

Gloria

Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du Quell aller Heiligkeit, du hast uns in den Heiligen unseres Ordens leuchtende Zeichen deiner Liebe geschenkt. Gib, dass wir mit ihnen entschlossen den Weg des Glaubens gehen und die Vereinigung erlangen mit Jesus Christus, deinen Sohn, der uns Weg, Wahrheit und Leben ist, und der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

1. Lesung
1 Kor 13,1-13

Ruf vor dem Evangelium
Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.
Mk 9,41

Gabengebet
Barmherziger Gott, nimm unsere Opfergaben an und lass sie uns auf die Fürsprache des heiligen Vaters Augustinus und aller Heiligen unseres Ordens, die mit Christus dein Antlitz schauen, zur Quelle des Lebens und des Heiles werden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu rühmen. Denn heute schauen wir die Schar der Heiligen unseres Ordens, unserer Brüder und Schwestern, die im himmlischen Jerusalem schon zur Vollendung gelangt sind. Dorthin pilgern auch wir im Glauben, gestärkt durch die Hoffnung, ermutigt durch ihre Fürsprache und ihr Beispiel, und gehen freudig dem Ziel der Verheißung entgegen. Darum preisen wir dich in der Gemeinschaft deiner Heiligen und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.

Kommunionvers
Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: wie Großes Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
1 Kor 2,9

Schlussgebet
Gott, du allein bist heilig, dich ehren wir, wenn wir der Heiligen unseres Ordens gedenken. Stärke durch dein Sakrament in uns das leben der Gnade und führe uns auf dem Weg der Pilgerschaft zum ewigen Gastmahl, wo du selbst die Vollendung der Heiligen bist. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.