Gedenktag: 23. Oktober

Der heilige Wilhelm der Einsiedler wurde fälschlicherweise mit dem Herzog Wilhelm von Aquitanien verwechselt. Wir wissen wenig oder gar nichts über seine Geburt und Herkunft; es steht jedoch fest, dass er Wallfahrten nach Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem machte. Nachdem er vergebens versucht hatte, einige Eremitengruppen in der Toskana zu reformieren, zog er sich in ein einsames Tal zurück, das Malavalle genannt wurde und in der Nähe von Castiglione della Pescaia lag. Hier führte er ein Leben des Gebetes und der Einsamkeit bis zu seinem Tode im Jahre 1157. Seine Anleitung zur Buße, manchmal die "Regel des heiligen Wilhelm" genannt, wurde von Albert, Wilhelms einzigem Schüler und Gefährten, erläutert.

Es muss klar herausgestellt werden, dass Wilhelm niemals einen Orden gegründet hat. Seine Heiligsprechung im Jahre 1202 durch Papst Innozenz III. zog jedoch viele an, die sich nach einem Leben der Einsamkeit fern von den Versuchungen der Welt sehnten, und so wurde Malavalle die Wiege des Ordens der Wilhelmiten, der sich über Frankreich, Belgien, Deutschland und Ungarn ausdehnte. Im Jahre 1215 hatten diese Gruppen aus Gehorsam gegen ein Dekret des Laterankonzils die Regel des heiligen Benedikt angenommen. 1256 nahmen sie mit anderen Eremitengruppen, die von Papst Alexander IV. zum aktiven Leben berufen wurden, die Regel des heiligen Augustinus an. Aber noch im selben Jahr sagten sie sich von der Vereinigung mit den Augustinern wieder los. Nur zehn ihrer ehemaligen Häuser, die schon von den Brüdern übernommen worden waren, blieben unter der Leitung der Augustiner. Diese ziemlich lose Verbindung mit den Wilhelmiten war der Grund, das Fest des heiligen Wilhelm in den Ordenskalender aufzunehmen.

Wie der heilige Wilhelm war auch der selige Johannes Bonus ein Büßer. Er wurde um 1168 zu Mantua geboren, doch wissen wir nichts Genaues über sein Leben bis 1209, da er sich nach Butrioli, einer Bischofsstadt im nördlichen Italien, zurückzog. In der Einsamkeit einer Höhle widmete er sich ständigem Gebet. Man wurde auf ihn aufmerksam und es sammelte sich eine Gruppe von Schülern um ihn, die den wahren Dienst Christi lernen wollten.

Eine päpstliche Bulle vom 15. April 1253 gibt uns eine klare Übersicht über die Geschichte der Johannboniten oder Zanbonini, wie sie vom Volk genannt wurden. Wir finden, dass sich die Zahl ihrer Anhänger so vermehrte, dass Johannes neue Einsiedeleien gründen musste. Gemäß den Anweisungen des Laterankonzils wurde eine Abordnung nach Rom geschickt, die die Übernahme der Regel des heiligen Augustinus erbitten sollte; dies wurde 1225 gewährt.

Wie Wilhelm leitete auch Johannes Bonus seine Gemeinschaft nicht so sehr durch Rechtsnormen, sondern vielmehr durch die Kraft seiner eigenen Persönlichkeit. Er war kein gelehrter Mann und empfing nie die Priesterweihe. Er gründete die Brüder und Schwestern von der Buße, wahrscheinlich der erste weltliche Dritte Orden. Er starb 1249 und wurde 1483 von Papst Sixtus IV. selig gesprochen.

 

 

Mess-Texte

Eröffnungsvers
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; du hältst mein Los in deinen Händen. Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. Ja, mein Erbe gefällt mir gut.
Ps 16,5-6

Tagesgebet
Gott, unser Herr, du hast den heiligen Wilhelm und den seligen Johannes in die Einsamkeit geführt, dass sie in Buße und Betrachtung für dich allein lebten. Mache uns auf ihre Fürsprache bereit, stets für deinen Ruf offen zu bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gabengebet
Gütiger Gott, du hast den heiligen Wilhelm und den seligen Johannes die Kraft gegeben, den alten Menschen der Sünde abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen, der nach deinem Bild geschaffen ist. Erneuere auch uns nach deinem Bild und stärke uns, damit wir dir wohlgefallen und das Opfer der Versöhnung würdig feiern. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und in den Heiligen deine Gnade zu rühmen. Inmitten der Kirche berufst du Menschen, sich Christus zu weihen und mit ganzer Hingabe das Himmelreich zu suchen. In ihnen offenbarst du deinen Ratschluss, uns Menschen die ursprüngliche Heiligkeit neu zu schenken und uns schon jetzt mit Freude an den Gütern der kommenden Welt zu erfüllen durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit.
MB II, S. 438f.

Kommunionvers
So spricht der Herr: Ihr, die ihr alles verlassen habt und mir nachgefolgt seid, werdet ein Vielfaches dafür bekommen und das ewige Leben gewinnen.
Mt 19,27-29

Schlussgebet
Allmächtiger Gott, du hast uns durch dieses Sakrament gestärkt. Lehre uns, nach dem Beispiel des heiligen Wilhelms und des seligen Johannes dich vor allem zu suchen und als neue Menschen in dieser Welt zu leben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.